9500 Kilometer - (4) Über den Wolken

Alles gut. Ich nahm ihn auf der anderen Seite wieder vom Band und wir standen jetzt vor vier riesigen Anzeigetafeln. Von oben nach unten ging ich alle Zeilen durch, bis ich den Flug LH2006 nach Rio de Janeiro um 13:11 Uhr an Gate 5 fand, genau wie es auf meinem Ticket stand.

Plötzlich fiel mir ein, dass ich Luna noch gar nicht gesagt hatte, dass ich sie wirklich besuchen komme. Wegen der ganzen Aufregung hatte ich glatt das Wichtigste vergessen. Ich schickte ihr schnell ein Bild von der Bordkarte und fragte, ob sie mich abholen könne. Eine Antwort abwarten konnte ich nicht mehr, das Boarding ging schon los.

Wir wurden freundlich begrüßt, und die Flugbegleiter mussten überrascht lächeln, als sie den doch recht großen Teddy in meinem Arm sahen. Ich hatte Glück, und der Sitz rechts von mir blieb leer. So holte ich kurz vor dem Start den Teddy wieder aus dem Gepäckfach über mir, setzte ihn auf den freien Platz neben mir, richtete seine blaue Schleife und legte ihm den Gurt an. Safety First.

Als das Flugzeug anfing zu rollen, legte ich einen Arm um seine Schulter, um ihn zu beruhigen, oder eigentlich um mich zu beruhigen. Die Umgebung zog immer schneller vorüber, und wir hoben schließlich ab. Jetzt gibt es wirklich kein Zurück mehr. Nun geht es mit über 850km/h direkt nach Südamerika.

Immer wieder schlief ich für eine Weile ein und widmete mich später dann dem Display in der Rückenlehne vor mir. Ich fand heraus, dass ich dort eine Folge Outer Banks abspielen konnte, die Lieblingsserie von Luna. Wir hatten bereits die ersten vier Staffeln zusammen geschaut, soweit man das ‘zusammen‘ nennen kann. Aber in den nächsten neun Tagen konnten wir alles zusammen machen. So Vieles nachholen, was wir in fünf Jahren Freundschaft wegen der großen Entfernung nicht tun konnten. Mir stockt fast der Atem bei dem Gedanken daran.

Der Monitor wurde plötzlich schwarz, und der Ton stoppte. Ich öffnete das Fensterrollo komplett und hatte einen atemberaubenden Blick auf den gesamten Strand der Copacabana. Wow, wir waren im Landeanflug. Ich schaute nach rechts und sagte euphorisch: “Teddy, wir sind da!”. Vielleicht etwas zu laut, aber hey – wir sind endlich da.