9500 Kilometer - (2) Eine pünktliche Bahnfahrt

Montag, 5:30 Uhr. Mein Wecker klingelte und da ich schon länger wach lag, sprang ich direkt aus dem Bett. Ich öffnete die Rollläden ein Stück weit und wurde vom bekannten tristen Regenwetter begrüßt. Doch heute machte es mir nichts aus, war es doch für eine Weile erstmal das letzte Mal. Und Luna war ohnehin mein Sonnenschein.

Nach einer warmen Dusche zog ich mir die bereitgelegten Klamotten an, schnappte mir meinen Koffer im Flur und ging ohne zu frühstücken zur nächstgelegenen Bushaltestelle. Beim Bahnhof angekommen, kaufte ich mir ein mit Käse, Tomaten und etwas Salat belegtes Brötchen und aß es ganz in Ruhe im Stehen.

Kaum war ich damit fertig, fuhr der Zug nach Ulm auch schon auf Gleis 3 ein. Von dort aus sollte es mit dem ICE weiter zum Frankfurter Flughafen gehen. Ich stieg in der zweiten Klasse ein und konnte mir gerade noch so einen Fensterplatz in Fahrtrichtung sichern. Gut zwei Stunden Fahrzeit lagen noch vor mir. Um diese zu überbrücken hatte ich mir zwei Sprachlern-Apps auf meinem Smartphone installiert. Vielleicht konnte ich Luna mit ein paar portugiesischen Sätzen überraschen. Oder aber ich wäre viel zu nervös und würde kein Wort herausbringen. Jetzt aber erst einmal pünktlich ankommen.

In Stuttgart stieg eine ältere Dame mit auffälligem lilafarbenen Mantel und lockigen Haaren zu und setzte sich mir gegenüber. Ich bot ihr an, die Plätze zu tauschen, damit sie nicht rückwärts fahren musste. Doch sie lehnte dankend ab, sie müsse ohnehin beim nächsten Halt in Mannheim wieder ausstiegen. Ihr Blick fiel auf meinen Koffer unter dem Sitz. Sie fragte mich, wo es denn hingehe und ob ich alleine unterwegs sei. Als ich es ihr erklärte, kniff sie etwas ihre Augen zusammen und fragte: “Es geht um ein Mädchen, oder?” Ich zögerte einen Moment, musste grinsen und nickte ihr zu. Woher wusste sie das?