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Consolas
Tillana
(6) Erste Schritte in Rio
Nach ein oder zwei Schritten spürte ich die Hitze und blieb erstmal ein wenig schockiert stehen. Luna zog mich mit beiden Händen von der Tür weg und kaufte kurzerhand beim nächsten Stand eines Straßenhändlers einen schicken Strohhut. Als sie mir ihn aufsetzte, sagt sie lachend: “Willkommen in Rio!”.
Einen Stand weiter, bei einem Mann mit langen Dreadlocks, bestellte sie uns einen bunten, fruchtigen Slushy mit zwei Strohhalmen. Sie schaute mir tief in die Augen, während sie langsam einen Schluck davon trank. So langsam vorgehen konnte ich nicht, ungefähr achtzig Prozent des Becherinhaltes landeten in kürzester Zeit in meinem Bauch. Ohne dieses kühlende Getränk wäre ich sicherlich schon geschmolzen. Ein Gedanke an das Wetter in Deutschland zu dieser Jahreszeit verflog jedoch schnell wieder.
Es war inzwischen bereits deutlich nach Mitternacht, und trotzdem noch so warm. Alles war noch hell beleuchtet und viel Leben auf den Straßen, von überall erklang rhythmische Musik. Eine völlig andere und überaus angenehme Atmosphäre. So viele Eindrücke, ich wusste gar nicht wo ich zuerst hinsehen sollte.
Luna nahm meine Hand, damit ich nicht verloren ging, während wir uns den Weg zum Parkplatz bahnten. Dort wartete Palia, Lunas Mutter, um uns nach Hause zu fahren. Als sie uns sah, stieg sie zügig aus ihrem Fahrzeug und begrüßte mich mit ihrer offenen und herzlich Art, mit einer festen Umarmung und sehr netten Worten, von denen ich aber nur die Hälfte verstand. Sie nahm mir den Koffer aus der Hand und lud ihn in den Kofferraum, Luna und ich stiegen hinten ein.
Da wir schon sehr müde waren und die Fahrt noch ungefähr 20 Minuten dauern würde, lehnten wir uns mehr und mehr an den Teddy, der zwischen uns saß, und nickten allmählich ein. Mehr als vom Auto in das Haus und direkt in das vorbereitete Gästebett zu gehen, schaffte ich heute nicht mehr. Selbst “Gute Nacht” auf Portugiesisch fiel mir nicht mehr ein, und ich sagte mit letzter Kraft: “Good Night Sweety”, in Lunas Richtung. Sie drehte sich zu mir um, beugte sich zu mir hinunter und lächelte. Sie gab mir einen kurzen Kuss auf die Wange und flüsterte: “Boa noite, Jake”.